
Wie viele Menschen sind bei der Schatzkiste auf der Suche?
Nadine Thierfeldt: In unserer Kartei sind etwa 240 Frauen und Männer zwischen 18 und etwa 65 Jahren angemeldet. Davon sind 80 Prozent Männer und nur 20 Prozent Frauen. Manche von ihnen leben bei den Eltern, viele werden vom Karren betreut und andere wiederum leben in Einrichtungen anderer Träger. So gibt es für alle Suchenden immer genug neue Gesichter. Auch die Formen der Behinderungen sind vielfältig.
Wie „matchen“ Sie zwei potenziell Liebende?
Nadine Thierfeldt: Algorithmen gibt es bei uns natürlich nicht! Wenn wir uns vorstellen können, dass zwei Mitglieder der Schatzkiste gut zueinander passen, schlagen wir sie sich gegenseitig vor – ganz traditionell per Post und mit Foto. Wenn beide sich kennenlernen möchten, verabreden wir ein erstes Date. Und wenn wir bei der Schwatzkiste merken, dass sich zwei Teilnehmende gut verstehen, sich aber nicht trauen, sich anzusprechen, auch dann stellen wir sie sich gegenseitig vor.
Wie verläuft ein erstes Schatzkisten-Date?
Nadine Thierfeldt: Das hat wenig mit dem zu tun, was man aus Dating-Shows im Fernsehen kennt. Die Treffen finden in den Räumen der Schatz-kiste statt, die ich entsprechend nett herrichte. Eltern oder Betreuer schicke ich gerne weg zum Einkaufen. Wer möchte schon die Eltern bei einem Date dabeihaben? Zunächst erzähle ich den beiden, warum ich mir vorstellen könnte, dass sie zueinander passen. Oft sind die „Kandidaten“ aufgeregt. Dann können sie Karten mit Fragen etwa zu Hobbies oder ihren Lieblingsaktivitäten nutzen, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Je nachdem, wie gut die Unterhaltung dann läuft, lasse ich die Partnersuchenden sich allein kennenlernen, bin aber immer in der Nähe.
Und was ist die monatlich stattfindende Schwatzkiste?
Nadine Thierfeldt: Hier treffen sich meist etwa 40 Mitglieder der Schatz-kiste in lockerem Rahmen – eine gute Gelegenheit, um sich kennenzulernen, aber auch um sich langsam an Themen wie Partnerschaft und Liebe heranzutasten. Bei der Schatzkiste geht nicht nur darum, den Traumpartner zu finden. Hier sind über die Jahre auch viele Freundschaften entstanden.
Die Schatzkiste bietet auch Seminare an. Warum?
Nadine Thierfeldt: Wir haben festgestellt, dass viele, die zur Schatzkiste kommen, gar nicht genau wissen, was Partnerschaft für sie bedeutet oder welche Erwartungen sie an eine Liebesbeziehung haben. Deshalb haben wir schon einige Seminare rund um das Thema Partnerschaft organisiert, 2018 zum Beispiel mit dem Titel „Liebe leben – Leben lieben“ oder vor zwei Monaten „Das was ich will bist Du“.
Die Schatzkiste ist aber nicht Ihre Erfindung, oder?
Nadine Thierfeldt: Nein, wir sind Teil eines bundesweiten Netzwerks, das inzwischen auch in Richtung Österreich und Schweiz wächst. Das Grundangebot der Partnervermittlung ist überall ähnlich. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Veranstaltungen wie etwa Speed-Dating, Kochkurse oder Filmabende. Die Schatzkisten tauschen sich zum Teil viel miteinander aus und wir haben im Juli in Köln sogar unser zehnjähriges Bestehen zusammen mit den Schatzkisten Köln und Frechen gefeiert, die 15 und ein Jahr alt wurden.
Was wünschen Sie der Schatzkiste Bonn/Rhein-Sieg für die nächsten zehn Jahre?
Nadine Thierfeldt: Mir persönlich ist es wichtig, dass sich weiterhin Menschen kennenlernen und im Kontakt miteinander glücklich sind. Toll wäre es natürlich, wenn noch mehr Frauen bei der Schatzkiste aktiv werden. So könnten dann die Männer, die eine Partnerin suchen, auch mehr Vorschläge erhalten. Zudem würden wir uns über noch mehr Wachstum auch in anderen Ländern freuen!